Grießnockerlsuppe zum Frühstück
Grießnockerlsuppe zum Frühstück
Bei meinem letzten Aufenthalt im Blü habe ich ein neues Getränk für mich entdeckt: den Negroni. Als pannonische Weinsachverständige, ja, mein Heimatort Gols ist die größte Weinbaugemeinde Österreichs, beschränkte sich mein bisheriges schütteres Cocktail Basiswissen auf Campari Orange/Soda, White Russian, Planter’s Punch und - aus pubertärer Geschmacksverwirrung resultierend - den Coconut Kiss.
Den besten Negroni
Von den ersten Frühlingsstrahlen auf der Hotelterrasse frech an der Nase gekitzelt, wagte ich mich eines frühen Abends an einen Aperitif. Der Negroni kam, glühte wie der Sonnenuntergang und schmeckte himmlisch. Fortan träumte ich in Wien vom Negroni im Blü, denn nach zwei enttäuschenden Versuchen, in der Bundeshauptstadt einen anständigen solchen zu bekommen, war mir klar geworden: den besten Negroni gibt es im Blü.
Jazz Summer Nights in Gastein
Nun kam es so, dass ich mit meiner Band zu den Jazz Summer Nights, der Sommerkonzertreihe in Bad Hofgastein, engagiert worden war. Die ganze Zugfahrt von Wien bis ins Gasteinertal freute ich mich schon auf meinen Negroni nach dem Auftritt. Stunden später saß ich endlich mit meinen Musikern an der Bar und nippte genüsslich am Glas meiner Sehnsucht. Ach, genau so musste er schmecken, der Negroni! In Gesellschaft trank er sich sogar noch süffiger und so folgte dem ersten bald ein zweiter. Komisch nur, dass mir, der trainierten Radiomoderatorin, beim dritten die saubere Aussprache immer schwerer zu fallen schien. Als sich in meinem Kopf alles zu drehen begann, verabschiedete ich mich schnell von meinen Kollegen. Hochkonzentriert schritt ich auf meinen rosa Rauledersandaletten mit beträchtlichem Absatz zum Lift. Im Zimmer angekommen wollten die drei Negroni nur eines: so schnell wie möglich raus aus mir. Dafür erwachte ich nach 6-stündigem Koma zumindest nicht mit Kopfweh, sondern nur mit flauem Magen. Leicht schwankend ließ ich mir ein Bad ein und duschte danach eiskalt. Der Kreislauf war am Leben. Ich nicht so ganz.
Langsam und bedächtig schritt ich zum Frühstück. Beim Anblick von Kipferl und Kaffee flatterte mein Magen auf. Ich schlich zur Küche. Zerknirscht beichtete ich dem Chef de Cuisine meine drei Negroni und bat um einen Teller heiße Suppe. Die Mundwinkel von Herrn Wolfgang umspielte ein amüsiertes Lächeln. Anerkennend klopfte er mir auf die Schulter: „Negroni – gute Wahl! *Owa stoak. I moch Ihna a Grießnockerlsuppn.“ Ich sag’s ja: den besten Negroni gibt’s im Blü. Suppe danach inklusive.
*Aber stark. Ich mache Ihnen eine Grießnockerlsuppe.
(c) Verena Göltl
Sängerin >< Texterin >< Sprecherin >< Moderatorin
About:
Geboren 1976 in Eisenstadt, aufgewachsen in Gols, Burgenland. Lebt und arbeitet als Sängerin, Texterin, Moderatorin, Musikjournalistin und Somlauer Nockerl Expertin in Wien.
Seit 2019 freie Mitarbeiterin bei ORF Radio Ö1: Sendungsgestaltung & Moderation Ö1-Jazznacht, Spielräume und On Stage
Zusammenarbeit als Sängerin/Texterin mit:
Willi Resetarits, Richard Österreicher, Marianne Mendt, Theresia Haiger, Andy Borg, Rob Sölkner, Herztöne, Herb Berger, Bertl Mayer, Christian Wegscheider, uvm.
Gewinnerin Ö3 Karaoke-Wettbewerb
Gewinnerin Marianne Mendt Jazznachwuchsförderung
Stipendium für Berklee College of Music, Boston (USA)
Langjährige Tätigkeit als Stimmbildnerin & Vocalcoach für Jugendliche und Erwachsene an der VHS Urania Wien